Ich und kochen? Bestimmt nicht! Spiegeleier, kein Problem. Rührei, kann ich auch. Kartoffeln schälen und anschließend 20 Minuten kochen, gefrorenen Spinat warm machen oder eine Fertigpizza in den Ofen schieben, alles ok. Doch dann das: Ich bekomme ein Kochbuch geschenkt, persönlich. Keine Chance mehr. Meine Entscheidung: ein indisches Curry soll es als erstes sein … Wissen Sie, wie Ingwer aussieht? Oder Koriander im Bund? Ich wußte es nicht! Dabei sollte „Jamies Kochschule“ so einfach sein.
Um es vorweg zu nehmen: Ich habe als erstes für meine beiden Kinder gekocht – und sie waren begeistert! Jamie Oliver ist in England etwa das, was Lafer, Licher und irgendwer noch für uns sind: Fernsehköche. Also Typen, die uns suggerieren wollen bzw. sollen, dass kochen so wahnsinnig einfach ist – sogar für Küchen-Analphabeten wie Männer. (Exkurs: wieso sind Männer eigentlich privat Küchenversager und beruflich sind es hinter dem Herd meist die Frauen – und die Männer haben die Sterne? Fragen über Fragen …) Zurück zum Thema: Ich bin jeder! Also: Keine Ahnung, keine Erfahrung.
Der Einkauf war schon faszinierend, er dauerte recht lange, zugegeben. Wo steht Curry-Paste? Und die, die im Rezept steht, gibt es hier gar nicht. Geht die andere auch? Wie sieht Koriander aus? Es gibt keinen „Bund“, nur einen „lebendigen“ Topf. Drei mal hin, fünf mal her – alles im Einkaufswagen. Die Sache mit Hähnchenschenkel und -brust ging völlig schief, weshalb meine Tochter noch einmal Fleisch nachholen mußte (aber zeitlich genau auf den Punkt). Was ich sagen will: erst das gesamte Rezept lesen, dann loslegen.
Und dann beim Zubereiten? Stress pur: schnippeln hier (inkl. Weinen – wg. der Zwiebeln), Fleisch da (das war eben falsch). Also: lesen, (richtig) einkaufen und dann ganz in Ruhe! Sobald die Hähnchenbrüste von Töchterchen gekauft, nun von Sohnemann geschnitten wurden, war alles völlig entspannt. Hier ein paar Zwiebeln, etwas Chili, Kokosmilch aus der Dose usw. – ab in den Topf (der im Rezept dummerweise Kasserolle hieß) und gut war. 30 Minuten köcheln lassen (schwierig bei dem kaputten Herd) und fertig war das Mittagessen.
Ja, ich hatte Angst! Ich glaube, das darf man so nennen. Ich hatte Angst! Das erste Mal, dass ich für meine Kinder „richtig“ gekocht habe – und dann ??? Sie wissen es schon: es war ein voller Erfolg!!! Meiner Tochter war es etwas zu scharf, meinem Sohn eher nicht scharf genug – so sind die Geschmäcker. Für mich war es genau richtig.
Und was vielleicht noch viel wichtiger ist: Ich habe mich richtig gut gefühlt! Ich habe nicht nur Spiegeleier serviert, keine Kartoffeln als Beilage für ein vorbereitetes Essen, geschweige denn ein Fertiggericht erwärmt – sondern ein richtiges Mittagessen gekocht, ich, komplett (abgesehen von der Fleisch-Schnibbelei meiner Kinder – was ihnen im Prinzip durchaus gefallen hat)! Und, kein Spruch: Das war ein richtig gutes Gefühl!
Hinzu kommen tatsächlich noch ein paar Punkte, die wie gewollt klingen, aber tatsächlich stimmen: selber kochen ist günstig(er). Das geschilderte Curry hat pro Person vier Euro gekostet (abzüglich des Restes, der heute Abend noch aufgewärmt wird). Es ist viel nahrhafter (weshalb ich davon ausgehe, dass wir die Reste sogar erst morgen essen werden / können). Und dass mein Essen gesünder war, als alles aus der Abteilung „Fertiggericht“ steht hoffentlich außer Frage … Ich weiß definitiv, was bei mir im Topf gelandet ist!
Also lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe mich getraut (konnte ja nicht anders) – und habe gewonnen! Meinen Respekt vor mir, die Bewunderung meiner Kinder, Geld und am Ende sogar Gesundheit. Oder noch kürzer: Keine Angst! Unglaublich …